Pyrotechnik sieht klasse aus. Pyrotechnik ist ein optisches Stilmittel, das vielen Kurven in Europa – speziell im Süden – einen unvergesslichen Touch verleiht. Leider ist Pyrotechnik im heutigen Zeitalter verboten, da der Missbrauch und damit die Gefahren in der Vergangenheit immer weiter zunahm, wie auch wir in Leverkusen u.a. seit dem Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad vor einigen Jahren, wissen.
Am vergangenen Samstag brannte Pyrotechnik im Gästeblock in Hamburg bei unserem Gastspiel auf dem Kiez. Seitdem kam es zu einigen hitzigen Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Aktion. U.a. auch wir von der NK12 stehen in der Kritik, weil wir uns nicht sofort strikt gegen diesen Vorfall geäußert haben. Nun wollen wir zu den Vorkommnissen Stellung beziehen und das nicht, weil wir uns in irgendeiner Weise schuldig fühlen bzw. zu fühlen haben, sondern weil wir uns als Dachverband aller aktiven Bayer-Fans verpflichtet sehen, uns mit allen für die gesamte Fanszene wichtigen Ereignissen und Themen zu befassen und vermitteln wollen. So leicht ist es in unseren Augen jedoch nicht, da man das Bild leider – wie so oft im Leben – nicht immer schwarz oder weiß malen kann.
Wir sehen uns als NK12 als Vertreter aller Fangruppen, dazu gehören demnach auch diejenigen, die Pyrotechnik befürworten. Die Fairness im Umgang untereinander ließ in den letzten Tagen jedoch zu wünschen übrig und hier dürfen sich gerne beide “Lager” angesprochen fühlen. Wir können es uns nicht leisten, unsere kleine Fanszene in Grabenkämpfe zu verwickeln, da die letzte Zeit gezeigt hat, dass wir nur stark sind, wenn alle Kräfte gebündelt werden. Wir beziehen Position, aber wir schließen niemanden aus, verurteilen Leute pauschal oder verweigern Gespräche. So gab es in den letzten Tagen einige Gespräche innerhalb der aktiven Fanszene und wir wollen euch an dieser Stelle mitteilen, was der Stand der Dinge dieser Gespräche ist und uns als Gründe für diese Aktion genannt wurde. Diese Nennung der Gründe bedeutet nicht, dass wir mit der Begründung konform gehen, sie gehört aber zu einer objektiven Darstellung dazu.
Die Aktion in St. Pauli sollte nach Aussage einiger ein Zeichen des Protestes darstellen, gegen die zunehmenden Kontrollen der Polizei, hier insbesondere der unverhältnismäßige Einsatz vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach und das arrogante Auftreten der leitenden Beamten an diesem Tag. In den Augen der Leute, die die Aktion in Hamburg zu verantworten haben, ist das Verhältnis zur Polizei leider nicht zufriedenstellend. Obwohl es in Leverkusen in den letzten Jahren durch starke Selbstregulierung nicht zu größeren Aktionen mit Pyrotechnik kam, wurde die gesamte Leverkusener Fanszene kriminalisiert und unter Tatverdacht gestellt, obwohl es sich bekanntermaßen bei den beiden Vorfällen in Bremen und Hannover um Einzeltäter handelte. Diese Aktionen waren unnötig wie ein Kropf, aber mit der Aktion in St. Pauli sind sie nicht vergleichbar. Dies wurde so auch deutlich nach außen kommuniziert, aber von der Polizei offenbar nicht zur Kenntnis genommen. Anders ist es nicht zu erklären, warum die Polizei nicht mal einen Schritt auf die aktive Fanszene in Leverkusen zugehen wollte, beispielsweise mit einem Gespräch, wie man dieses Problem gemeinsam lösen kann und Einzeltätern keine Chance gibt, die Fanszene in Verruf zu bringen. Wie oben bereits beschrieben, war die Antwort ein Zelt am Bahnhof Leverkusen-Mitte und Sprengstoffspürhunde. Im Übrigen wurde bei den Gesprächen deutlich, dass sich Pyrobefürworter in den vergangenen Jahren gerade aus Rücksicht auf die zu erwartenden Konsequenzen für die gesamte Fanszene nichts haben zu schulden kommen lassen. Obwohl es scheinbar immer wieder in den Fingern juckte, stand im Endeffekt immer der Respekt vor möglichen Schikanen für Andere vor den eigenen Interessen. In unseren Augen gehört dieses auch zur objektiven Aufarbeitung der Vorfälle am letzten Wochenende. Bleibt noch festzustellen, dass diese Aktion kein abgestimmtes Machwerk der UL war, da es auch in diesen Reihen Befürworter und Gegner von solch unkontrollierten Pyroaktionen und dementsprechende Diskussionen gibt!
Die Pyroaktion in Hamburg war sicherlich ein Zeichen, aber ein falsches. Es wird leider nicht die erhoffte Reaktion der Polizei nach sich ziehen. Im Gegenteil: Wir haben nun mit härteren Kontrollen zu rechnen und auch die Materialbestimmungen in den nächsten Spielen werden sicherlich um einiges schärfer ausfallen, als zuvor. Der eigentliche Hintergedanke hat zwar Berechtigung, die Umsetzung passt jedoch absolut nicht in unser Handlungsbewusstsein und zu unseren Grundsätzen, da sich die Situation sonst noch weiter hochschaukelt und sich beide Parteien immer weiter entfernen, von Streitigkeiten innerhalb der Fanszene ganz abgesehen.
Wir distanzieren uns daher deutlich von dieser Aktion, auch wenn wir die Hintergründe im Kopf behalten und uns um die Verbesserung der Kommunikation zwischen aktiver Fanszene und Polizei kümmern wollen. Der Weg, den wir gehen, muss ein anderer sein. Wir müssen mit aller Macht den Dialog suchen und auch, wenn uns die Polizei viermal die ausgestreckte Hand ausschlägt, müssen wir sie noch ein fünftes Mal hinhalten, auch wenn es schwerfällt. Und wenn uns die ausgestreckte Hand von der anderen Seite hingehalten wird, dann dürfen wir sie nicht ausschlagen. Wir bitten daher jeden, in Zukunft von solchen Aktionen abzusehen, damit das Tischtuch nicht vollends zerschnitten wird. Auch wenn wir gerne kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien sehen würden, so wie zuletzt u.a. in Chemnitz von der aktiven Fanszene, der Polizei und dem Fanprojekt gefordert, ist es momentan doch ein utopisches Ziel, das man zwar im Auge behalten sollte und muss, aber was sich nicht durch solche Aktionen verwirklichen lässt. Der Weg muss ein anderer sein.
Der offene Brief an den DFB aus Chemnitz ist übrigens unter folgendem Link nachzulesen:
http://ostfussball.com/pyrotechnik-im-stadion-offener-brief-aus-chemnitz-an-den-dfb-594/