Interview mit Bayer 04-Fan Alya aus Moskau
In loser Reihenfolge und ungezwungenem Rhythmus präsentieren wir euch wie gehabt den ein oder anderen interessanten Bericht als Auszug aus dem “NaktUL” hier in komplett öffentlicher Form zum Nachlesen. Heute fragen wir bei Bayer 04-Fan Alya aus Moskau nach, wie sie zum SVB gefunden hat und wie Bayer 04 in Russland generell wahrgenommen wird.
Alya, du lebst in Moskau und bist Mitglied des russischen Bayer 04-Fanclubs „Russische Pillendreher“. Was bedeutet dir der Club?
Welchen Club man unterstützt, hängt vom Charakter, vom Gesicht des Clubs ab. Dein Verein sucht dich aus. Als ich Bayer das erste Mal spielen gesehen habe habe ich einen unheimlich starken Verein gesehen, dem aber nicht bewusst war, wie stark er ist. Wie kann man so einen Club nicht mögen?
Wie bist du damals Bayer-Fan geworden?
Vor vier Jahren habe ich mich nach der WM in Südafrika zum ersten Mal mit dem deutschen Fußball auseinander gesetzt. Ich las von René Adler, der damals ja eigentlich im Tor stehen sollte, dann aber mal wieder verletzt war. Während Michael Ballack und Philipp Lahm sich um die Kapitänsbinde stritten, gratulierte René seinem Konkurrenten Manuel Neuer zu seinen guten Leistungen. Das hat mich damals beeindruckt und ich wollte ihn spielen sehen. Das erste Spiel, das ich dann geguckt habe, war ein Unentschieden gegen Hannover, mit einem Tor in der 90. Minute. Danach habe ich gespürt, dass Bayer mein Team ist.
Im Mai 2013 bist du dann zum ersten Mal nach Leverkusen gekommen, zum Spiel gegen Bremen. Was war das für ein Gefühl für dich?
Ich kam mit einem Freund nach Deutschland und hatte das Glück, schon beim Auswärtsspiel in Kharkiv einige Bayer-Fans vom Fanclub „Red-Black Generation“ und Paffi kennen gelernt zu haben, die uns in Leverkusen in Empfang genommen haben. Wir gingen ins Stadion und gewannen das Spiel durch einen Elfmeter von Stefan Kießling. Es war unheimlich komisch, all diese Dinge und Menschen, die ich die Jahre davor im Fernsehen verfolgt hatte, plötzlich in der Realität vor mir zu haben. Ich dachte: „Wow, das ist der Hammer!“
Du bist wie schon erwähnt im offiziellen Fanclub „Russische Pillendreher“ organisiert. Wer steckt dahinter?
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau über die Gründungsgeschichte des Clubs Bescheid, ich bin keines der Gründungsmitglieder. Aber er wurde 2008 von einem russischen Fan namens Vitali gegründet, der in Deutschland ein Bayer-Spiel gesehen hatte und vom Club begeistert war. Natürlich sind wir kein typischer aktiver Fanclub, eher eine Fanplattform für russischsprachige Fans. Vor allem organisieren wir uns über das russische Facebook-Pendant „vcontacte“. Da hat unsere Gruppe etwa 1.000 Mitglieder, wobei nur rund 100 davon regelmäßig mitdiskutieren. Und zehn von uns kommen zum Spiel in St. Petersburg.
Guter Punkt. Das Spiel fühlt sich für dich vermutlich wie ein Heimspiel an, oder?
St. Petersburg ist nicht meine Heimatstadt, aber natürlich ist es besonders für mich. Alleine schon, dass ich nur eine Stunde zum Spiel fliegen muss, ist total ungewohnt. Und natürlich will ich, den Bayer-Fans aus Deutschland die Stadt und das Land zeigen. Ich freue mich riesig auf die Tage.
Machst du dir Sorgen über die Zenit-Hooligans?
Naja, die gibt es natürlich, aber man sollte sich nicht allzu große Sorgen machen. Das ist eine Minderheit. Ich kann auch nur dazu raten, nicht auf Provokationen zu reagieren und sich gar nicht erst auf ihre Aggression einzulassen. Es wird eine Menge Polizisten in der Stadt geben und ich und mein Fanclub versuchen natürlich auch zu helfen.
Wie wird Bayer in Russland denn aus sportlicher Sicht gesehen?
Der Respekt ist groß. Bayer wird für das Team gehalten, das Zenit am ehesten gefährlich werden könnte, weil beide Vereine etwa auf Augenhöhe sind.
Alya, danke für das Interview. Wann sehen wir uns in Leverkusen?
Ich komme auf jeden Fall im Mai mit Freunden, die andere deutsche Vereine supporten, für die letzten Spieltage nach Deutschland. Das machen wir jedes Jahr so. Und vielleicht komme ich spontan auch schon kurz vor Weihnachten vorbei. Ich habe noch zehn Tage Urlaub für den Rest des Jahres – und hätte Lust, zum Spiel gegen Frankfurt zu kommen.