Zeichen setzen und Gutes tun – Ein Credo welches jeder Einzelperson genauso gut zu Gesicht steht wie einer kleinen Personengruppe, einem Verein oder auch einem Wirtschaftsunternehmen. Dabei soll nicht verwerflich sein, wenn offensiv mit dem eigenen Namen für wohltätige Zwecke geworben wird. Beim werben sollte es dann allerdings nicht bleiben. Konkretes Engagement – authentisch, nachhaltig und zielführend – sollte Grundlage sein für jede öffentlichkeitswirksame Aktion. Ob es in der jeweiligen Debatte nun um die Lage von Geflüchteten in Deutschland oder ein ganz anderes gesellschaftlich relevantes Thema geht, soll dabei keinen Unterschied machen.
Vorbildlich verhält sich in dieser Hinsicht, um konkret zur aktuellen Debatte zu kommen, der FC St. Pauli. Bereits seit Monaten engagiert sich der Verein für diverse Projekte mit dem Ziel, Geflüchteten zu helfen. Der eigene Name wird medienwirksam genutzt, um nicht nur innerhalb der eigenen Anhängerschaft die Realisierung wichtiger und umfangreicher Projekte zu ermöglichen. Das Thema Flüchtlingshilfe war dabei schon präsent, bevor es die ersten “#refugeeswelcome” Banner an Bahnhöfen und in Fankurven gab. Auch lange, bevor eine bekannte deutsche Tageszeitung sich dazu entschied, diesen Slogan für eine Werbekampagne zu verwenden. Es mutet grotesk an, dass ausgerechnet der Chefredakteur einer Zeitung, die vermehrt hetzerische Schlagzeilen in Verbindung mit Geflüchteten veröffentlichte, ausgerechnet dem FC St. Pauli unterstellt, dass #refugeesnotwelcome seien. Der Grund dafür? Die Hamburger verzichten darauf, ein von der Bild Zeitung gebrandetes Badge mit dem bekannten Schriftzug „Refugees welcome“ beim nächsten Zweitligaspiel zu tragen. Die harsche Reaktion der genannten Person führte nun dazu, dass sich weitere Zweitligavereine (bislang u.a. der VfL Bochum, Union Berlin, der 1. FC Nürnberg, der SC Freiburg und der 1. FC Kaiserslautern) mit dem FC St. Pauli solidarisch zeigen und ebenfalls auf das tragen des speziellen Badges verzichten. Leider findet sich bisher kein Erstligaklub, der diesen Beispielen folgt.
Losgelöst vom Konflikt zwischen dem FC St. Pauli und der Bild stellt sich die Frage nach dem Grund für das Tragen eines solchen Badges. Ist es nicht in erster Linie sinnvoll durch konkretes Engagement in der Flüchtlingshilfe aufzufallen? Union Berlin hat es vorgemacht, viele andere Profivereine, darunter auch Bayer 04, unterstützen auf unterschiedliche Weise und natürlich in unterschiedlichem Umfang verschiedene Projekte in der Flüchtlingshilfe. Manch ein Verein tun dies medienwirksam, andere machen einfach und werben nicht damit. Gleiches gilt für die meisten deutschen Fanszenen. Der Fußball kann in dieser Form einen entscheidenden Teil zur „Willkommenskultur“, zur Kultur des Umganges mit anderen, mit fremden Menschen beitragen und tut dies bereits.
Der Slogan „Refugees Welcome“ auf dem Ärmel aller Erst- und Zweitligavereine bei einem Bundesligaspiel tut niemandem weh. Gerne sollen die Vereine somit auch optisch signalisieren können, dass sie durch verschiedene Aktionen ihren Teil zur Lösung einer gesellschaftlich anspruchsvollen Herausforderung beitragen. In diesem Falle aber wird dieser schöne Slogan weniger als Medium zur Hilfe, sondern vielmehr als Marketinginstrument der Zeitung mit den vier Buchstaben genutzt, die obendrein im Tagesgeschäft jegliche moralischen Werte mit Füßen tritt. Es ist pervers, wie sich gerade die Bild jetzt zum Vorreiter dieser Bewegung machen möchte, es ist schlicht unglaubwürdig.
Wir schließen uns dem Aufruf von „Unsere Kurve“ an und wünschen uns, insbesondere von unserem eigenen Verein, aber auch von allen anderen Erstligisten, dem guten Beispiel der bereits vielen Zweitligisten zu folgen und darauf zu verzichten, das Aktions-Logo auf die Trikots zu drucken. Lasst Euch nicht von der Zeitung mit den vier Buchstaben benutzen. Aus unserer Sicht hat die DFL hier eine große Chance vertan.
Die Stellungnahme des Verbandes “Unsere Kurve” könnt Ihr im folgenden nachlesen.
http://www.unsere-kurve.de/…/unsere-kurve-fordert-bild-verz…