Am vergangenen Wochenende fand im Berliner Kosmos der Fankongress 2014 statt. Auf Einladung der Interessengemeinschaften „Unsere Kurve“ und „ProFans“ begaben sich rund 700 Teilnehmer in die Hauptstadt. Neben Vertretern von Polizei, DFB, DFL und Vereinen nahmen vor allem Fans an diesem besonderen Zusammentreffen teil. Auch unsere Leverkusener Fanszene wurde von Mitgliedern der Nordkurve12 und Ultras Leverkusen repräsentiert.
Der erste Kongresstag begann bereits am frühen Vormittag mit einer kurzen Vorstellung des geplanten Programms. Im Anschluss daran verteilten sich die Teilnehmer auf die angebotenen Workshops zu unterschiedlichen Themensträngen. Unsere Vertreter besuchten die folgenden Veranstaltungen: „Der Spielort: Das Stadion als Zuhause“ – In diesem Themenstrang ging es zunächst um den Dialog zwischen Vereinsoffiziellen und Fans, ehe am Nachmittag am Beispiel des sogenannten „St. Pauli Modells“ der Umgang mit Auswärtsfans im Mittelpunkt stand.
In Themenstrang 3, mit dem Titel „Was tun wenn’s brennt? Hilfe zur Selbsthilfe“, ging es am Vormittag um die Medienarbeit von Fanverbänden. Aus einem informativen Vortrag und der folgenden Diskussion konnten vielfältige Verbesserungsmöglichkeiten mit nach Leverkusen genommen werden. Am Nachmittag wurden die Möglichkeiten rechtlicher Unterstützung von Fußballfans zum Thema. Die besprochenen Inhalte sind in Leverkusen allerdings bereits bekannt und stehen weiterhin auf unserer Agenda.
Ebenfalls von uns besucht wurde der Themenstrang 4, mit dem Titel „Die Mitspieler: Die Bedeutung von Fanarbeit & Fanvertretungen“. Auf einen Workshop zur Rolle der Fanprojekte, folgte am Nachmittag eine Diskussion um die Zukunft der Fanvertretungen. Zwar sehen wir uns in Leverkusen bereits als gut aufgestellt, trotzdem konnten auch aus diesen Workshops weitergehende Eindrücke aufgenommen werden.
Gerne hätten wir auch Leverkusener Vertreter in die Veranstaltungen der anderen beiden Themenstränge „Der Ausrichter: Der Verein und seine Mitglieder“ und „Abseits der DFL: Probleme im Schatten der Großen“, gesetzt, dies war auf Grund der geringen Teilnehmerzahl allerdings nicht möglich. Insbesondere im ersten Themenstrang, in dem es vorrangig um die „50+1 Regel“ ging, wären wir, als Verein mit besonderen Voraussetzungen, gerne vertreten gewesen. Bei einer Delegation von lediglich drei Vertretern ist es bei solchen Veranstaltungen leider unmöglich, sich bei jedem Workshop einzubringen. In diesem Punkt sehen wir bei uns Verbesserungsbedarf. Die Konkurrenz hat vorgemacht, dass es durchaus möglich ist, an einem spielfreien Wochenende, eine größere Delegation an Fanvertretern und Fanbetreuern, zu einem solchen Ereignis zu entsenden.
Der letzte Programmpunkt am Samstag war eine Podiumsdiskussion, bei der es um das Verhältnis zwischen Polizei und Fans gehen sollte. Ein bunt gemischtes Podium, bestehend aus Vertretern beider Seiten, sowie unabhängiger Forscher, sorgte für angeregte Diskussionen zu einem kontroversen Thema. Äußerungen aus dem Plenum verdeutlichten zudem das gestörte Vertrauensverhältnis von Fans und Polizei. Ein konkretes Ergebnis konnten diese Diskussionen erwartungsgemäß nicht liefern, trotzdem ist davon auszugehen, dass alle Akteure auf diesem Wege neue Eindrücke sammeln konnten und diese hoffentlich in die jeweiligen Gremien tragen werden. Da viele Wortmeldungen aus Zeitmangel übergangen werden mussten (der Moderator beanspruchte gefühlt dreiviertel der Diskussionszeit für seine Fragestellungen), kamen allerdings nicht alle Konfliktpunkte auf den Tisch.
Am morgendlichen Sonntag begann der Kongress mit einem Grußwort von DFL Geschäftsführer Andreas Rettig, welcher zugleich in die folgende Podiumsdiskussion zum Thema Anti-Diskriminierung in deutschen Stadien, überleitete. Diese Diskussion verlief nicht so kontrovers wie erwartet. Dies lag in erster Linie daran, dass alle, auf und vor dem Podium, anwesenden Personen einen gemeinsamen Grundkonsens vertraten und somit entsprechende Problemfälle nur oberflächlich behandelt werden konnten. Erfreulich, dass alle Anwesenden eine gemeinsame Position vertreten, traurig, dass außerhalb dieses Kreises immer noch Gedankengut existiert, welches dem gesunden Menschenverstand nicht zu erklären ist. Auch hier gilt es, am Ball zu bleiben und im Zusammenspiel mit Fanbetreuern, Vereinen und Verbänden, präventiv und reaktiv tätig zu werden.
Auf die anschließende Mittagspause folgte lediglich ein kurzer, abschließender Programmpunkt, bei dem die Inhalte des zweiten Fankongress in Berlin resümiert und die Ergebnisse präsentiert wurden. Da ein erheblicher Anteil der Teilnehmer bereits die Heimreise aufgenommen hatte, wurde der Kongress pünktlich beendet.
An dieser Stelle bedanken sich auch die Nordkurve12 und die Ultras Leverkusen für die hervorragende Planung und Umsetzung des Fankongress 2014. Wir freuen uns auf eine Wiederholung und hoffen beim nächsten Mal in einer größeren Delegation zu erscheinen.
Die offizielle Pressemitteilung der Veranstalter gibt es hier: http://www.fankongress.de/pressemitteilung-ueber-700-fans-diskutierten-ueber-die-zukunft-des-fussballs/

Die Leverkusener Abordnung beim Fankongress 2014.