Am heutigen Tag gilt es einmal mehr über den Tellerrand hinaus zu blicken, denn es jährt sich die Katastrophe von Hillsborough zum 25. Mal. Am 15. April 1989 starben im Hillsborough-Stadion von Sheffield 96 Fans des Liverpool FC beim Besuch des FA-Cup-Halbfinales gegen Nottingham Forest. Sie wurden zu Tode gequetscht und totgetrampelt, als vor dem Spiel mehr und mehr und letztlich viel zu viele Fans in einen Fanblock gelassen wurden. Katastrophales Sicherheitsmanagement führte dazu, dass die Tore in den Innenraum und zu anderen Blöcken nicht geöffnet wurden, so dass hunderte Fans gegen den Zaun gedrückt wurden, ohne dass sie eine Chance gehabt hätten, dem sicheren Tod zu entkommen, viele erstickten, viele wurden qualvoll zerquetscht, man muss es leider so drastisch sagen.
Die Folgen der Tragödie wirken bis heute nach. Wer am Sonntag Steven Gerrard, dessen Cousin im Alter von zehn Jahren damals im Fanblock starb, nach dem Sieg gegen Manchester City hat weinen sehen, kann ermessen, wie tief die Wunden dieser Geschehnisse auch heute noch verständlicherweise sitzen – und dies eben nicht nur bei Steven Gerrard, sondern in der ganzen Stadt, bei allen Fans des LFC. Dazu beigetragen hat sicher auch der Umgang von Polizei und Teilen der englischen Medien, die die Schuld für diese Katastrophe über lange Jahre alleine den Fans in die Schuhe schieben wollten. Erst 2009 konnte durch unabhängige Untersuchungen bewiesen werden, dass die Ursachen nicht bei den Fans, sondern bei Organisation und Durchführung des Spieles und im fürchterlichen Katastrophenmanagement von Ordnungsdienst und Polizei zu suchen waren. Gerechtigkeit haben die Fans dadurch aber noch immer nicht erfahren, bis heute wurden keine Schuldigen zur Rechenschaft gezogen. Daher rührt der in Liverpool weit verbreitete Slogan “Justice for the 96”, seitdem enthält das Vereinswappen zwei Fackeln zu Ehren der Opfer und seitdem hat “You’ll never walk alone” eine ganz neue, ganz spezielle Bedeutung in Liverpool erhalten.
Nicht zuletzt aufgrund der Katastrophe in Hillsborough hat die englische Football Association FA damals umgehend verfügt, dass es in den Stadien keine Stehplätze mehr geben dürfe und auch deswegen ist man noch heute sehr penibel darin, die Einhaltung dieser Vorschriften zu überwachen. Die Englischen Fans blicken heute neidisch auf die deutschen Stehkurven, in denen Woche für Woche gezeigt wird, wie man durch ein gutes Sicherheitskonzept und verantwortungsvollen Umgang die Erhaltung der Stehplätze rechtfertigt. Sorgen wir also alle dafür, dass dies auch so bleibt!
Fußballfans in aller Welt gedenken heute der Opfer der Katastrophe aus dem Jahre 1989. Auch wir als Nordkurve12 wollen uns diesem stillen Gedenken anschließen. You’ll never walk alone.