Am vergangenen Samstag fand im VIP-Bereich der BayArena der erste Leverkusener Fankongress statt. Rund 100 Teilnehmer aus allen Teilen der Fanszene diskutierten dabei in fünf Workshops zentrale Themen aus unserem Fanleben. Für alle, die nicht vor Ort waren, haben wir die zentralen Diskussionspunkte kurz dokumentiert.
Workshop 1: Verhaltensregeln in einer Fankurve?!
Zunächst wurden Pro und Contra eines Kodex diskutiert, über Sanktionen und Umsetzung diskutiert, um dann überein zu kommen, dass es einfach nicht möglich ist, einen solchen zu formulieren. Stattdessen erarbeitete man Botschaften, die man mit in die Kurve tragen möchte. Erstens sollten wir alle im Stadion einfach mal Fan sein: Handy weg, keine Fotos, keine Videos. Sitzen is für´n Arsch. Außerdem kam der Wunsch einer Stärkung der Identifikation mit dem Verein und seiner Tradition auf, Dazu gehört es z.B., die Vereinsfarben zu Hause und auswärts zu tragen und den Verein lautstark zu unterstützen. Genauso muss das Selbstbewusstsein der Fans gestärkt werden, die Tradition unseres Clubs auch nach außen zu kommunizieren. Die Fans müssen zusammen stehen. Egal aus welchem Fanclub man kommt, in welcher Ecke in der Kurve man steht oder wie alt man ist, man wünscht sich einen respektvollen und toleranten Umgang miteinander. Nur gemeinsam ist man stark. Ideen zur Umsetzung wurden auch erarbeitet. Dabei gibt es verschiedenste Möglichkeiten, die Botschaften zu transportieren, etwa mit Graffiti, Karikaturen oder Comics in der Umlaufebene, mit „Verbots“-Schildern oder durch Durchsagen vom Capo. Zur Identifikation könnte das Spielen von mehr vereinsbezogener Musik vor dem Spiel beitragen. Und eine freie Platzwahl in der Kurve würde die Fans wohl früher ins Stadion bringen, um nicht erst bei Anpfiff mit einem halbherzigen Support zu beginnen.
Workshop 2: Kreative Kurve
In diesem Workshop, der vor allem von jungen Fans besucht wurde, wurden die Teilnehmer zunächst in die Geheimnisse der Choreografie-Organisation eingeführt. Von der Idee bis zur Umsetzung ist es ein langer und zeitraubender Prozess, der vielen beim Anblick einer Choreografie nicht bewusst ist. Auch hier wurden Grundsätze erarbeitet, die man sich für unsere Kurve wünscht, damit die Choreografien erfolgreich umgesetzt werden können und ein Zusammenhalt gestärkt wird. Man sah eine freie Platzwahl und Stehplätze im gesamten D-Block (wenn auch der obere Teil des Blockes weiterhin praktisch mit Sitzen ausgestattet ist) als Möglichkeiten, die Leute früher ins Stadion zu locken und dann auch vor allem aktive Fans zu vereinen. Man wünscht sich andererseits von den Fans mehr Eigeninitiative. Eine gewisse Emotionalisierung kann sicher durch ein gut gewähltes Rahmenprogramm im Stadion erreicht werden. Zudem soll das Wir-Gefühl zwischen Ober- und Unterrang gestärkt werden, evtl. durch das Entfernen der als Pufferzonen fungierenden Banner.
Workshop 3: Fahr doch mal auswärts!
Die Teilnehmer diskutierten, woran es liegt, dass so wenige Fans vom Bayer auswärts fahren und wie das zu ändern ist. Ein erster Schritt sollte es sein, die Hindernisse so gering wie möglich zu halten. Zu verbessern wäre da z.B. der Ticketverkauf für die Sonderzüge. Der war bisher nur im Fanshop in Leverkusen und das unter der Woche möglich. Könnte man die Tickets ausdrucken oder wären sie an Heimspieltagen am Eck zu kaufen, würde eine breitere Masse erreicht werden. Der Informationsfluss ist stark verbesserungswürdig. Was fehlt, ist eine Übersicht auf der Homepage oder bei Facebook, auf der der interessierte Fan über Ticket- und Reisemodalitäten informiert wird. Außerdem wurde das leidige Thema der in Teilen (!) schlecht geschulten Hotline- und Fanshop-Mitarbeiter und der Ausfall des Ticketshops erneut aufgegriffen. Was ebenso dazu beitragen könnte, dass nur wenige den Weg in die auswärtigen Stadien finden, sind hohe Versandkosten und gebührenpflichtige Servicehotlines. Doch sind erst einmal die organisatorischen Hindernisse beseitigt, gilt es, die Fans zu motivieren und emotionalisieren. Wichtig war es den Teilnehmern auch, dass eine Gelegenheit geschaffen werden muss, um Leute kennenzulernen, mit denen man auswärts fahren möchte und kann.
Workshop 4: Das Verhältnis zwischen Fans und Verein
In diesem sehr aktiven Workshop wurden in Kleingruppen drei Themen bearbeitet.
Kommunikation: Hier wurde erneut der Ticketshop und dessen Probleme aufgegriffen, genau wie eine nicht ausreichende Präsenz von Fanthemen auf der Homepage. Eine neue Homepage ist laut Verein in Arbeit. Grundsätzlich kann aber jeder eine E-Mail an die Fanbetreuung schreiben, wenn er etwas (Jubiläen, Touren, Veranstaltungen, etc.) auf der Facebook-Seite des Vereins veröffentlicht haben möchte. Außerdem wünschte man sich eine offensivere Außendarstellung und ein Abschaffen des Spielens der Hymne des Gästevereins.
Mitsprache: Man wünschte sich mehr Mitsprachemöglichkeiten bei der Auswahl der Fanartikel und beim musikalischen Rahmenprogramm in der BayArena. Außerdem ist es nicht tragbar, dass Gästefans nicht mit Bargeld bezahlen können. Für Familien mit Kindern wären Getränke in kleineren Bechergrößen wünschenswert. Und da demnächst ein Umbau an der Umlaufebene stattfinden soll, wäre es toll, wenn die Fans die Betonwände dort kreativ gestalten könnten.
Sicherheit: Wie holt man die Leute früher ins Stadion? Diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch alle Workshops, auch hier. Vielleicht mit einer Happy Hour? Vielleicht mit freier Platzwahl im D-Block? Zudem wären mehr Eingänge in C und D von außen begrüßenswert. Sollten sich Ordner einmal falsch verhalten, dann soll man dies melden an ralf.ziewer@bayer04.de oder ggf. meinolf.sprink@bayer04.de. Und zu guter Letzt wünschte man sich einen Infoflyer für Auswärtsspiele, in denen Fans über die spezifischen Gegebenheiten vor Ort informiert werden.
Workshop 5: Fans sind Menschen, Spieler auch.
Aus dieser Diskussion ist ein Grundsatz entstanden, der nicht vieler Erklärungen bedarf.
Wenn jeder so viel Respekt gibt, wie er selbst verlangt, gibt es keine Probleme mehr!
Der Fankongress wird uns als gelungene Premiere in Erinnerung bleiben. Zwischen Bayer-Fans entstanden neue Bekanntschaften und wir konnten einige neue Gesichter in unseren Reihen begrüßen. Vor allem aber kamen Fans zu zentralen Fanthemen ins Gespräch, die ohne die Veranstaltung vielleicht nie miteinander diskutiert hätten. Und am Ende stand die Erkenntnis: Wie unterschiedlich wir unser Fan-Dasein auch ausleben – am Ende steht ein gemeinsames Ziel!
Wie und wann diese Veranstaltung fortgeführt wird, soll sich in den nächsten Wochen im Rahmen der Nachbereitung herausstellen. Das gesamte Organisationsteam bedankt sich bei allen Teilnehmern für die angeregten Diskussionen und neuen Ideen und bei Bayer 04 für die Möglichkeit eine solche Veranstaltung in dieser Form zu realisieren.