Das “Nordkurve12 AktUL” hat sich mittlerweile nach dem Relaunch vom Kurvenblättchen mit oberflächlichen Spielberichten immer mehr zu einem journalistisch hochwertigem Heft mit Tiefgang und gründlich recherchierten Inhalten, Reportagen, Hintergrundberichten und Interviews entwickelt. Die 300 gedruckten Exemplare sind bei den Heimspielen immer begehrt und schnell vergriffen und auch die an unsere Mitglieder versendete PDF-Version findet positiven Anklang. Der oft gestellten Bitte, doch das gesamte Heft als PDF online zu stellen, möchten wir aber aus dem Grund nicht nachkommen, da wir doch eine gewisse Exklusivität für die Leute sicherstellen wollen, die entweder NK12-Mitglieder sind oder aber sich die Mühe machen, sich das Heft vor den Spielen an unserem Stand am Stadioneck zu sichern. Nun wollen wir aber dennoch ausgewählte Berichte aus dem Heft in unregelmäßigen Abständen auch der breiten Öffentlichkeit präsentieren und starten heute in dieser losen Serie mit dem in der Stuttgart-Ausgabe erschienenem Interview mit unserem allseits bekannten und geschätzten Bayer-Fan Mino aus Japan. Viel Spaß!
Nordkurve12 AktUL: Mino, inzwischen bist du eines der bekanntesten Gesichter der Leverkusener Fanszene, dabei bist du jedes Jahr nur für ein paar Tage in der Farbenstadt. Nun bist du auch noch zum NK12 Ehrenmitglied ernannt worden. Was bedeutet das für Dich?
Mino: Es ist schwer zu erklären. Für mich als Japaner stellt Bayer Leverkusen mit seinen vielen Gesichtern und seiner langen Tradition etwas sehr großes dar. Seitdem ich vor drei Jahren das erste Mal nach Leverkusen gekommen bin haben mich viele Fans und Verantwortliche des Vereins herzlich aufgenommen. Ich habe gemerkt, dass jeder das hier gerne für mich tut. Das ist eine Situation, die man gerne genießt, weswegen ich immer wieder meinen Jahresurlaub für diese Reise opfern würde. Mir fehlen die Worte für dieses besondere Gefühl.
Nordkurve12 AktUL: Es ist keine Selbsverständlichkeit seinen Jahresurlaub für einen Fußballverein zu opfern. Wie bist du zum Bayer gekommen?
Mino: Vor zehn Jahren, als der Bayer in der CL spielte, hat mir ein alter Freund eine Videokassette mit Spielen von Bayer gezeigt. Er war selber Deutschland-Fan und meinte zu mir, dass, wenn ich auch Deutschland möge, dieses Video schauen sollte. Es sei der schönste Fußball, der in Europa zu dieser Zeit gespielt würde. Spieler wie Schneider, Lucio, Placente, Ramelow haben mich damals sofort mit ihrem starken, offensiven Fußball beeindruckt. Das ist Fußball für mich. Ich war sofort begeistert und gepackt davon. Letztendlich war jedoch Rene Adler der Grund, warum ich das erste Mal nach Leverkusen reiste. Als er damals für die U19 von Deutschland spielte, war ich sofort angetan und wollte ihn unbedingt spielen sehen. So machte ich mich das erste Mal auf den Weg nach Leverkusen.
Nordkurve12 AktUL: Was sagen denn deine Freunde in der Heimat zu deiner Leidenschaft?
Mino: Durch meine Leidenschaft ist Leverkusen in meinem Umkreis ein Stück bekannter geworden. Normalerweise sind München oder Hamburg berühmte deutsche Städte in Japan, Aber ich erzähle den Leuten immer nur von Leverkusen. Jetzt haben sie auch endlich gelernt, wo Bayer und Aspirin her kommen. Meine Heimatstadt Hiroshima ist aber leider eine Baseball-Stadt. Der Fußball und Bayer 04 sind dort nicht so bekannt und populär. Deshalb verfolge ich die Spiele meist alleine.
Nordkurve12 AktUL: Wie bekannt ist unsere Werkself denn in Japan? Hat die Verpflichtung von Hajime Hosogai etwas verändert?
Mino: Bevor Hosogai hier gespielt hat war Leverkusen nie im japanischen Sportfernsehen zu sehen. Es wurden immer nur die bekannten Spieler wie beispielsweise Shinji Kagawa bei ihren Spielen gezeigt. Aber seit Hajime erfolgreicher Fußball spielt, sieht man immer wieder Ausschnitte von Leverkusen-Spielen im Fernsehen. Die jüngere Generation ist aber eher am Erfolg von Bayern München und Borussia Dortmund interessiert, wobei der älteren Generation durchaus unsere glorreiche Zeit der 2000er-Jahre bekannt ist.
Nordkurve12 AktUL: Nicht zum ersten Mal bist du genau an Karneval im Rheinland zu Besuch. Erzähl uns, was dir bei uns so besonders gefällt.
Mino: Im Rheinland gefällt mir besonders die warme, herzliche und familiäre Kultur. Karneval gibt es auch in Japan. Doch wird dort lediglich an einem Tag im Jahr gefeiert und das auch nur von neun Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags. Für mich ist der japanische Karneval jedoch – auch wegen des durchaus sehr geringen Alkoholpegels – uninteressant. Im Rheinland kann man eine Woche lang von morgens bis abends feiern und trinken. Die tollen Karnevalszüge, das Verkleiden, die Kamelle, der familiäre und freundliche Umgang untereinander und die lustigen Bollerwagen-Fahrten prägen das Bild dieses ganzen Umfelds. Ich habe hier so viele nette Leute kennen gelernt, weswegen ich immer wieder meinen Urlaub opfern würde, um hier den Umgang mit den freundlichen Menschen zu genießen.