Mit Dragoslav Stepanovic hatten wir gestern ein Stück lebendige Bayer 04-Geschichte zu Gast im Stadioneck12. Stepi hat unseren Verein in den 90ern auf eine ganz unvergleichliche Art und Weise geprägt und warum dies so war, wurde gestern den Zuhöhern schnell klar. Mit besonderem Charme und einer Prise Humor stellte er nicht nur sein Buch “Lebbe geht weider” vor, vielmehr mutierte der Abend mehr und mehr zur freien Plauderstunde mit Anekdoten aus seinem Leben und der “guten alten Zeit”, als der Fußball noch Typen hatte, sowohl auf der Trainerbank, als auch in den Vorständen der Vereine und auf dem Spielfeld.
Schwerpunkte bildeten dabei seine Zeit bei Eintracht Frankfurt und natürlich jene bei Bayer 04, als er den Pokalsieg holte, den Pott aber nie anrührte. “Ganz schön blöd” von ihm, wie er sich gestern selber bescheinigte. Eine Zeit, in der Bayer 04 mit Rudi Völler und Bernd Schuster absolute Weltstars an den Rhein holte. Letzterer erschien auch mal gerne per Rolls Royce und diversen Bodyguards beim Training im beschaulichen Leverkusen. Eine Zeit, in der Reiner Calmund gerne noch die ein oder andere Million für neue Stars locker machte und in der Schiedsrichter in der Halbzeitpause in der Kabine auftauchen und Spielern den Tipp geben, doch mal im Strafraum abzuheben, um eine Elfer-Fehlentscheidung wieder ausgleichen zu können.
Doch nicht auf allen seinen Stationen als Spieler und Trainer war es so seriös und durchorganisiert wie in Leverkusen, was Stepi bereits in seiner Anfangszeit als Spieler im damals noch kommunistischen Jugoslawien erfahren musste, wo Verträge nicht mehr wert waren, als das Papier auf dem sie gedruckt sind. Sehr dubios können auch Vertragsverhandlungen in China ablaufen, wo scheinbar auch mal Kung Fu und lange Messer mit im Spiel sind.
Nach einem zweieinhalbstündigen Feuerwerk an Geschichten und Anekdoten erfüllte Stepi dann noch Autogramm- und Fotowünsche und rundete somit einen genialen Abend im Stadioneck ab. Lebbe geht weider…