Kavaliersdelikt oder Straftat? Dieser Frage stellten sich gestern Abend ca. 25 Bayer-Fans bei der vom Fanprojekt organisierten Diskussionsrunde im Stadioneck. Als Hauptthemen standen die Entstehung, das mögliche Verhindern sowie die Konsequenzen von grenzwertigem Verhalten von Fußballfans auf die Agenda . So ging es z.B. um Diebstähle auf Rastplätzen, um das Abziehen von Schals oder Bannern, über Sachbeschädigungen bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen mit anderen Fans oder gar Unbeteiligten. In der Aufgebrachtheit des Spieltags, in der Dynamik des Gruppengefühls, oft unter Einfluss von Alkohol- oder Drogenkonsum, werden aus scheinbar sogenannten Kavaliersdelikten immer wieder kriminelle Handlungen.
Auch wenn die Probleme in Leverkusen – weil hier sowohl MIT als auch INNERHALB der Fanszene gute präventive Arbeit geleistet wird – längst nicht die Dimension haben, wie bei anderen Vereinen, hält die Problematik immer wieder alle beteiligten Institutionen auf Trab. Gerade jüngere Fans sind oft fasziniert von dem Zugehörigkeitsgefühl und den gruppendynamischen Abläufen am Spieltag und testen dann hier auf einer „attraktiven und vermeintlich anonymen Bühne“ gerne ihre Grenzen aus. Das geht dann schnell hin bis zur Gewaltausübung, ohne aber die möglichen Konsequenzen zu kennen. Und wenn es dann zu einem langjährigen Stadionverbot kommt, ist es erstmal vorbei mit dem Fansein – jedenfalls von den Rängen aus.
Aufklärung, Rechte und Pflichten
Zu den daraus resultierenden straf- sowie zivilrechtlichen Konsequenzen äußerten sich an dem Abend Jens George, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht und Norbert Mehlich von der Jugendgerichtshilfe der AWO. Sie klärten anschaulich über Rechte und Pflichten der Betroffenen sowie den Umgang mit der Justiz auf und gingen auch auf die möglichen Strafmaße ein. Das können kleinere Geldstrafen, Arbeitsstunden, Bewährungsstrafen oder auch der Freiheitsentzug sowie die Einträge in die Datei “Gewalttäter Sport” oder gar ins Vorstrafenregister sein.
Die Vermeidung – oder realistischer betrachtet – die Reduzierung der Problematik kann nur durch das Zusammenspiel aller Beteiligten angegangen werden. Dazu gehört weiterhin die konsequente präventive Arbeit mit dem Fans, die Selbstregulierungsmaßnahmen innerhalb der Fanszene und deren Gruppierungen, sowie eine besonnene repressive Sicherheitspolitik. Denn das gemeinsames Ziel aller Beteiligten sollte es immer sein, dass man in Leverkusen weiterhin mit einem guten Gefühl ins Stadion gehen kann.