In diesem Sommer feiern wir ein ganz besonderes Jubiläum, denn bereits seit fünf Jahren dürfen wir euch als unsere Gäste im Stadioneck12 begrüßen. Seit der Spieltagspremiere am 14. August 2011 – übrigens gegen Werder Bremen – waren wir bei jedem einzelnen Heimspiel für euch da und konnten dank der vielen ehrenamtlichen Helfer stets den Betrieb unseres Vereinsheims als Treffpunkt für die Fanszene sicherstellen. Dies wird nun – wenn es wieder gegen Werder geht – zum ersten Mal in der Geschichte des Stadionecks nicht der Fall sein. Das Eck bleibt am heutigen Mittwoch geschlossen!
Grund dafür sind von der Polizei Leverkusen ausgesprochenen Bereichs-und Betretungsverbote gegen Teile unserer Fanszene, vor allem unsere Stadionverbotler. Somit können viele Leute am heutigen Abend nicht vor Ort sein, auf deren tatkräftige Unterstützung wir sonst stets bauen können. Was vielen bekannt ist, einige aber vielleicht noch nicht wissen: Für den reibungslosen Ablauf eines Heimspieltages sind wir auf die Mitarbeit der Stadionverbotler angewiesen. Denn während sich der Rest der Bayer-Fans ins Stadion aufmacht, werden die anfallenden Arbeiten eben von jenen Jungs übernommen, denen der Zutritt zum Haberland aus den unterschiedlichsten Gründen untersagt ist. Dazu gehört die Bewirtung an der Innen- und Außen-Theke sowie die Tätigkeit am Grillstand und Shop, nachdem sich die Ultras Leverkusen plus Umfeld wie üblich eine Stunde vor Anpfiff auf den Weg ins Stadion gemacht haben. Sobald sich der Trubel am Eck lichtet und alle im Stadion sind und den Bayer in der Kurve supporten, stehen zudem am Stadioneck Tätigkeiten wie das Abbauen der Pavillons sowie der Außentheke, Reinigung der Grills, Müll aufsammeln, Fegen und vieles mehr an. Da wir all dies heute nicht sicherstellen können, mussten wir uns schweren Herzens dazu durchringen, das Eck geschlossen zu halten. Neben der praktisch-logischen Komponente gibt es auch einen emotionalen Aspekt für viele der Betroffenen, den aber auch wir gut nachvollziehen können unabhängig von der durchaus vorhandenen Berechtigung einiger Stadionverbote.
Denn die Lage im Umgang mit Teilen unserer Fanszene spitzt sich in den letzten Wochen mehr und mehr zu: Bereichs-und Betretungsverbote gibt es schon seit geraumer Zeit. In der Vergangenheit war hierbei allerdings zumeist der Bereich rund um das Stadioneck ausgenommen. So konnten sich die Betroffenen weiterhin engagieren, wichtige Tätigkeiten für die Fanszene übernehmen und so ihren Teil dazu beitragen, dass alle Bayer-Fans am Stadioneck12 eine entspannte Einstimmung auf die Heimspiele genießen konnten. Nun häufen sich allerdings weitere Maßnahmen.
Besonders seit unserem Gastspiel in Hoffenheim und den dortigen Vorkommnissen in der Innenstadt hat sich die Lage drastisch verändert. Einzelne Personen, die außerhalb von Leverkusen wohnen, dürfen an gewissen Spieltagen das komplette Stadtgebiet nicht betreten. Selbst dann nicht, wenn es zur Familie, Freundin oder anderen Tätigkeiten komplett ohne Fußballbezug gehen soll. Das bedeutet zum Beispiel, dass wenn man in Leverkusen arbeitet, man eine Bescheinigung seines Arbeitgebers benötigt, um dann zu seiner Arbeitsstelle zu kommen. Aus unserer Sicht ist das nicht mehr verhältnismäßig. Ja, es gab in Hoffenheim beim Auswärtsspiel eine Situation, die einige Tage medial ein kleiner Aufreger war. Über eine Auseinandersetzung zwischen Hoffenheimer und Leverkusener Fans vor dem Spiel in der Sinsheimer Innenstadt wurde berichtet, es habe schwerste Krawalle gegeben mit schlimmsten Personen- und Sachschäden, Leverkusener Medien nach konnte man den Eindruck gewinnen, die Leverkusener Stadionverbotler hätten diese Auseinandersetzung geradezu gesucht und seien zu diesem Zweck in die Sinsheimer Innenstadt eingedrungen.
Das ist falsch, schreiben doch selbst lokale Medien unter Bezugnahme auf die Polizei, es sei ein eher zufälliges Aufeinandertreffen gewesen, bei dem es keine nennenswerten Personen- oder Sachschäden gegeben habe. Fehlverhalten jedweder Form zieht Konsequenzen nach sich, das wird einem schon als kleines Kind von den Eltern klar gemacht. Niemand zieht auch in Zweifel, dass es Aufgabe der Polizei ist, nach Straftaten zu ermitteln, diese zur Anzeige zu bringen und dann auch nachzuweisen. Die Akzeptanz einer Strafe hängt aber ganz wesentlich auch von deren Angemessenheit ab. Ob die Maßnahme, nun eine deutlich erhöhte Anzahl an Bereichs- und Stadtbetretungsverboten auszusprechen, der Sache gerecht wird und angemessen ist, zweifeln wir an. Das halten wir für ähnlich deplatziert wie die in anderen Städten bereits öffentlich geführten Diskussionen über einen Führerscheinentzug für Straftäter. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Bekommt man dann demnächst für das Überfahren einer roten Ampel stattdessen Stadionverbot?
Auch Stadionverbotler leben Fußball, leben Bayer 04 und wollen so nah wie möglich am Geschehen und bei Ihren Freunden sein. Daher fahren Sie auch zu Auswärtsspielen mit, auch wenn Sie am Spielort nicht ins Stadion dürfen. Sie sind alles andere als “Kriminelle”, schon gar nicht pauschal als solche zu verurteilen und ein Stadionverbot hält den Betroffenen nicht davon ab, Zeit mit seinen Freunden zu verbringen und Bayer 04 weiterhin zu leben und sich für Fankultur zu begeistern. Einige der Stadionverbote, die derzeit gegen Mitglieder unserer Fanszene ausgesprochen sind, wurden zu Unrecht verhängt, andere jedoch sind durchaus begründet. Wir wollen gar nicht so tun, als sei alles im grünen Bereich und es gäbe keinerlei Probleme. Dass dem nicht so ist, das wissen auch wir, dies wissen die Betroffenen selber am Besten.
Ist aber nicht gerade der Betrieb des Stadionecks an Spieltagen Beleg dafür, wie gut es funktionieren kann? Die Stadionverbotler sind dort voll eingebunden. Natürlich hat es hier und da in fünf Jahren auch unnötige Situationen gegeben. Aber wer die gesamten fünf Jahre im Betrieb des Stadionecks betrachtet und ein Fazit zieht, der kommt nicht umhin zu sagen, dass die seinerzeit geäußerten Befürchtungen schlimmster anarchischer Zustände als haltlos erwiesen haben. Gemeinsam mit den Gästen des Stadionbüdchens herrscht eine gute, ruhige entspannte Atmosphäre, Fans aller Couleur sind hier vertreten. Ultras, Kutten, normale Fans, stark aktive, weniger aktive, Stadiongänger und Stadionverbotler. Ist nicht das der beste Beweis dafür, dass wir in der Lage sind, als Fanszene intern durchaus viele Dinge zu regeln? Auch wir als NK12 nehmen hier immer wieder Einfluss. Nicht alles können wir verhindern, nicht alles können wir auch fanseitig nachvollziehen, aber auch längst nicht alles tolerieren und akzeptieren wir, auch wenn manch Außenstehender manchmal einen anderen Eindruck gewinnt. Er täuscht. Doch auch, wenn man Dinge kritisiert, verurteilt und sich manchmal auch lautstark streitet, so ziehen wir am Ende doch auch am gleichen Strang. Insofern ist es für uns als NK12 sehr ärgerlich, dass wir heute auf die Anwesenheit der Stadionverbotler verzichten müssen und dass wir Euch heute nicht den gewohnten Treffpunkt vor dem Spiel bieten können. Dennoch verstehen wir diesen Wunsch, möchten und werden das Stadioneck aus all den genannten Gründen heute geschlossen halten. Wir hoffen auf Euer Verständnis, sind aber auch für jegliche Diskussion offen und nehmen Kritik gerne auf. Beim nächsten Heimspiel läuft dann wieder alles wie gewohnt ab.