5:0 gegen Borussia Mönchengladbach in einem begeisternden Fußballspektakel, dem besten Saisonspiel – und doch standen wir da gestern abend geschockt nach dem Spiel, mit Tränen in den Augen. Hat unser Kieß da grade seine Abschiedsrunde gegeben? Das wäre schlimm, das wäre mehr als das, es würde uns das Herz brechen, nein, es würde es uns herausreißen.
Kießling ist Herz und die Seele unseres Vereins. Fast zehn Jahre ist er nun hier und es ist unvorstellbar, dass es nun auf einmal vorbei sein soll. 301 Spiele für uns, 125 Tore sagen über seinen sportlichen Wert viel aus, aber nicht alles. Unbändiger Einsatzwille, ein nie endender Fighting Spirit, unzählige Zweikämpfe, in die er sich offensiv wie defensiv geworfen hat, in denen er sich aufgerieben hat. Kilometerfresser, Motivator, Anführer auf dem Platz, immer ist er voran marschiert. Aber auf dem Platz war längst nicht alles. Kießling ist gerade durch sein Verhalten neben dem Platz zu einer Legende bei uns Fans geworden. Kießling lebt die Identifikation mit dem Verein wie lange keiner mehr. Im Umgang mit den Fans stets geduldig, nie abgehoben, immer offen und das nicht nur mehr oder weniger anonym über Facebook oder Instagram, sondern auch am Stadion, auf dem Trainingsplatz, am Stadioneck. Ehrliches Interesse am anderen, an uns Fans, an dem, was wir tun, Dankbarkeit für Unterstützung, offene Worte, einfach Leidenschaft in allem, was er tut. Es mag pathetisch klingen, aber Kies ist einer von uns. Kein abgehobener Profi, der sich für den Rest der Welt nicht interessiert wie so viele heute, sondern ein bodenständiger, authentischer Typ, der Identifikation und Willen lebt wie kaum ein zweiter und der nebenbei auch noch hervorragend Fußballspielen kann. Einer, der nicht in Köln lebt, einer, der da nicht ständig feiern gehen muss. Einer, der immer wieder zeigt, dass er Leverkusener durch und durch ist. Einer, der ohne wenn und aber in einer Reihe zu nennen ist mit Spielern wie Rüdiger Vollborn, Ulf Kirsten, Bernd Schneider oder Carsten Ramelow. Und der soll jetzt auf einmal kurz vor dem Abschied stehen? Nicht, weil das Karriereende naht, sondern weil er einfach wieder das öfter tun will, was er am liebsten macht? Nämlich Fußball spielen? Unvorstellbar. Als würde einem das Herz herausgerissen.
Aber: noch ist es nicht so weit. Das gilt es zu verhindern! Wir wissen nicht genau, was Kießling denkt, mit wem er spricht und wann er sich wie entscheidet. Was wir aber wissen: er hat bisher nirgendwo anders unterschrieben. Noch ist etwas zu bewegen so hoffen wir. Und zwar an allen Stellen, die darauf Einfluss haben. Natürlich, da ist in erster Linie Kies selbst, dem wir zeigen wollen, zeigen müssen, wie viel er für uns bedeutet. Uns in der NK12, Euch allen im Stadion. Schickt Bayer04 Nachrichten, die können sie an ihn weiterleiten und sehen so selbst, wie wichtig er uns ist, zeigt ihm Anerkennung, geht zum Training, zeigt aber auch einfach öffentlich, unübersehbar, wie wichtig er Euch ist. Tragt sein Trikot mit Stolz, nutzt die sozialen Medien, malt Plakate.
Aber neben Kies ist da auch noch der Verein, in dem es etwas zu bewegen gilt, der ein Wort mitzureden hat. In dem Trainer Roger Schmidt jetzt gestern hoffentlich erkannt hat, dass es ganz offensichtlich nicht heißen muss: „Chicharito ODER Kießling“, sondern vielmehr heißen muss: „Chicharito UND Kießling“. Was die beiden da gestern zusammen gezaubert haben war sagenhaft und erinnert an die legendären Zeiten von Ulf Kirsten und Andi Thom oder auch Ulf Kirsten und Erik Meijer. In dem Verein gibt es aber noch weitere Entscheidungsträger, an die wir appellieren, Kießling nicht ziehen zu lassen. Sportlich wird er so kurzfristig wohl kaum ersetzbar sein, wir sind im Sturm nicht eben üppig besetzt. Wir haben offensiv formulierte Ziele im DFB-Pokalwettbewerb, wollen in den Europa League so weit wie möglich kommen und uns in der laufenden Bundesliga erneut für die Champions League qualifizieren. Ohne einen erstklassig besetzten Sturm wird all dies wohl nicht zu realisieren sein.
Viel wichtiger aber noch ist es neben dem Platz. Im Sommer haben wir aus unterschiedlichsten Gründen mit Rolfes, Reinartz und Castro schon viel Leverkusener Herzblut verloren. Vor kurzem noch haben wir mit Rudi Völler zusammen gesessen nach dem Spiel in Borisov und darüber gesprochen, wie wichtig Identifikation ist. Es darf nicht dazu kommen, dass man jetzt ein weiteres Stück Leverkusen ziehen lässt. Jetzt sind noch Lars Bender da und Stefan Kießling. Zuschauer gewinnt man durch guten Fußball, die wahre enge und emotionale Verbindung die Fans für einen Verein entwickeln, entsteht durch Persönlichkeiten wie Stefan Kießling! An die Herren Völler, Boldt und Schade appellieren wir dringend, nicht noch ein Stück Leverkusen gehen zu lassen. Weil es nicht nur einfach ein Stück unseres geliebten SVB ist, sondern weil er unseren SVB personfiziert! Und das nicht alleine mit vertraglichen Mitteln, sondern Kießling auch von Vereinsseite deutlich zu machen, wie wichtig er hier ist. Jeder Angestellte braucht die Rückendeckung seiner Chefs, dass das bei Kießling auch so ist, ist nicht neu. Gerade er braucht sie, gerade jetzt! Sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2017! Und wir brauchen ihn nicht nur bis dahin, sondern auch darüber hinaus! Zeigt ihm Perspektiven, macht ihm Angebote, die er nicht ablehnen kann, sorgt dafür, dass Stefan Kießling den Verein nicht verlässt. Nicht jetzt, nicht nach seiner Karriere!
Herz und Seele unseres Teams müssen bleiben. #kiesmussbleiben !!!