Wie allgemein bekannt, haben wir als Leverkusener Fanszene, wie viele andere Szenen oder Fangruppierungen auch, einen finanziellen Beitrag zur Unterstützung des Fanrechtefonds geleistet. Hier nun ein Dankes- und Informationsbrief der Vereinigung:
Liebe Freunde und Mitstreiter für die Rechte der Fußballfans,
zunächst möchten wir uns sehr herzlich für jede einzelne Spende von Euch bedanken. Egal, ob jemand, dem es vielleicht gar nicht leicht fällt, einen kleinen Betrag überwiesen hat oder ob in der Gruppe gesammelt wurde oder aber durch eine ideenreiche Aktion Geld zusammenkam – jeder Euro hilft. Umso erfreulicher, dass auch wieder großzügige Einzelspenden besonders Engagierter eingegangen sind. Wir versichern Euch, auch weiterhin wie bisher allergrößte Disziplin hinsichtlich der Ausgaben des Fanrechtefonds an den Tag zu legen. Alle Mitglieder des Kassenrates und Beirates bestreiten die ihnen
entstehenden Unkosten privat. Im Prinzip werden lediglich die Bank- und Onlinegebühren aus Spendenmitteln bestritten, alles andere fließt dem satzungsgemäßen Zweck zu. Im kommenden Jahr steht wieder eine Spenderversammlung an – darüber werden wir Euch zu gegebener Zeit informieren.
Das Wirken des Fanrechtefonds erschöpft sich nicht nur in den mit Spendenmitteln unterstützten Verfahren; vielmehr konnte auch in zahlreichen Fällen Betroffenen, die sich hilfesuchend an uns gewandt hatten, durch einen einfachen (oder auch aufwendigeren) Rat, vielfach erfolgreich, weitergeholfen werden.
Der Fokus unserer Bemühungen in den letzten Wochen und Monaten lag freilich bei der Klage eines Bayern-München-Fans gegen sein vom MSV Duisburg ausgesprochenes Stadionverbot. Wir sehen darin ein Musterverfahren ersten Ranges, geht es doch um die überaus prinzipielle Frage, ob ein bundesweites Stadionverbot auf Verdacht sich im Einklang mit den Rechtsprinzipien unseres Staates befindet. Sicherlich habt Ihr in den Medien verfolgt, dass der Bundesgerichtshof in dritter Instanz dem MSV Duisburg, und damit auch dem DFB bzw. der DFL hinsichtlich ihrer Richtlinien, Recht gegeben hat, indem er geurteilt hat, dass schon die Besorgnis eines Vereins, dass ein Fan, obgleich ohne jedes Fehlverhalten, möglicherweise künftig die Ordnung stören könne, ausreicht, um ein mehrjähriges bundesweites Stadionverbot zu verhängen – und dass es, um “besorgt” zu sein, ausreicht, dass jemand in einer Gruppe angetroffen wird, in der sich Störer befinden. (Eine umfassende Presseschau dazu findet Ihr übrigens unter www.kos-fanprojekte.info.)
Wir meinen, dass dieses Konstrukt sein Ziel, für mehr Sicherheit beim Fußball zu sorgen, völlig verfehlt, und dass die rechtliche Frage nur eine Seite dabei ist. Selbst wenn ein solches Vorgehen als rechtens zu beurteilen wäre, bedeutete das nicht, dass dies der richtige Weg ist.
Ganz in diesem Sinne ist die Niederlage vor dem Bundesgerichtshof gleichzeitig durchaus dennoch ein Gewinn für die Fanrechte, denn die öffentliche Diskussion in und außerhalb der Medien hat das Problem ins Bewusstsein vieler gerückt, und alle an der Thematik Interessierten wissen nunmehr, dass Stadionverbote bei weitem nicht nur Gewalttäter ereilen, sondern auch völlig Unschuldige.
Verständlicherweise fühlt sich der betroffene Münchner Fan in seinen Grundrechten verletzt und wird nunmehr Verfassungsbeschwerde einreichen, wobei der Fanrechtefonds ihn weiterhin unterstützt und überdies einen der rennomiertesten Verfassungsrechtler Deutschlands, Professor Rüdiger Zuck, für die Vertretung der Beschwerde gewinnen konnte. Nur dank Eurer Spendenbereitschaft ist das möglich geworden! Näheres könnt Ihr wie immer auf unseren Webseiten nachlesen: www.fanrechtefonds.de.
Aktuell häufen sich leider Meldungen über Ausschreitungen beim Fußball. Dies kommt für uns nicht überraschend, sondern wir sehen gewisse Tendenzen einer Radikalisierung als eine Folge der Kriminalisierung und damit Verdrängung von friedlichen, auf Ausgleich bedachten Fußballfans. Möge es mit unser aller Hilfe gelingen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Wir wünschen Euch eine gesegnete Weihnachtszeit und ein glückliches, gesundes neues Jahr, ganz persönlich mit Euren Familien, aber natürlich auch viele schöne Erlebnisse in Euren Fanszenen und Erfolge in Euren Bemühungen die Bürgerrechte zu stärken, denn nur mit mündigen Bürgern, die ihrer Rechte bewusst sind, können Konflikte nachhaltig in
friedliche Bahnen gelenkt werden.